Geschichte
Die Gründerzeit des Handwerker- und Gewerbevereins
Was uns heute verträumt-romantisch vorkommen mag, war Alltag, war Mühe und Arbeit; die Sorge ums tägliche Brot nahm im Denken der Menschen grösseren Raum ein, beanspruchte wesentlich mehr Zeit als heute. Neues wurde geprüft und dienstbar gemacht, und während noch fast alle Handwerker neben ihrem Beruf einen kleinen Landwirtschaftsbetrieb führten, begann sich bereits der Wandel vom Bauerndorf zum Industrieort abzuzeichnen. (Mehr darüber in den früheren Jubiläumsschriften und im Vorwort zur Werbebroschüre von 1976.)
Die Zeichen der Zeit wurden erkannt. Die aufkommende Massenproduktion, die industrielle Herstellung von Gütern in Fabriken und Grossbetrieben brachte manche Werkstatt, manchen Beruf in Gefahr oder zum Verschwinden. Wer überleben wollte, musste dieser Entwicklung Rechnung tragen. Es galt, sich die neuen Errungenschaften der Technik nutzbar zu machen und andererseits ein vielerorts beklagtes "fast unumschränktes Pfuschertum" zu bekämpfen. Eine Voraussetzung dazu sah man in der besseren Ausbildung der jungen Berufsleute.
Denn die Ausbildung und rechtliche Stellung der Lehrlinge lag im argen. Die Bedingungen der Berufslehre waren noch nicht verbindlich geregelt, sondern gegenseitiger Vereinbarung überlassen, insbesondere die Höhe des Lehrgeldes. Dabei ist zu berücksichtigen, dass der Lehrmeister gleichzeitig Kost- und Logisgeber war und in der Regel auch für Kleidung und Schuhwerk aufkam. Ein Lehrling, der das Lehrgeld nicht aufbrachte, konnte es durch eine verlängerte Lehrzeit abverdienen. Am 30. Dezember 1894 schlossen sich auf Einladung von Sekundarlehrer Flückiger eine Anzahl Handwerksmeister zusammen "zur Besprechung der Gründung eines Handwerkervereins und im weitern zur Errichtung einer Handwerkerschule".
Während die andern Dorfvereine schon bestanden und, jeder auf seine Art, das kulturelle Leben förderten, setzte sich der neue Verein zum Ziel, für die Ausbildung in handwerklichen Berufen solide Grundlagen zu schaffen. Der Handwerker- und Gewerbeverein war in seinem Anlass und Anfang ein Schulverein.